Laufbericht vom Hermannslauf 2007
Helden sterben nicht im Bett!
Um mal so langsam mit dem Training für mein
Herbsterlebnis 2007 zu beginnen, war es an der Zeit, dass ich mich den Landschaftsläufen widme. Die
Wahl fiel dabei auf den Hermannslauf in
Bielefeld, da er mit 31,1km die optimale Länge für einen langen Trainingslauf hat, mit ca 1,5h Anfahrt quasi noch
"um die Ecke" liegt, die Strecke größtenteils über Naturwege führt und dazu noch recht hügelig ist. Runter sind es
710m, rauf 515m, alles noch im Rahmen des Machbaren.
Der Hermannslauf hebt sich gegenüber anderen Landschaftsläufen durch einige Besonderheiten hervor:
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Der Hermannslauf ist keine Rundstrecke, sondern führt vom Hermannsdenkmal bei Detmold zur Sparrenburg in
Bielefeld, immer nur in eine Richtung. |
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Der Start ist direkt vor dem Hermannsdenkmal, also zu Füßen von Hermann, dem Cherusker. |
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Der Hermannslauf führt überwiegend auf dem Hermannsweg über die Höhen des Teutoburger Waldes. Hieraus ergibt
sich auch die recht krumme Länge von 31,1km. Offensichtlich ist dies auch der schönste Weg zwischen dem
Hermannsdenkmal und der Sparrenburg, denn die Organisatoren haben keinen Grund gesehen, die Strecke auf
"Wetttkampflänge" wie z.B. 42,195km zu trimmen. Jährlich ausgebuchte Hermannsläufe geben ihnen Recht. |
Mit von der Partie war diesmal Jürgen Balcke von Adler Langlauf Bottrop. Getroffen haben wir uns um 07:00h morgens,
dann fix auf die Bahn und ab nach Bielefeld. Nach leichter Desorientierung bei der
Parkplatzsuche (ich war mal wieder in einem Zustand gelassener Panik) kamen wir noch Rechtzeitig zur
Startnummernausgabe und zu den Transferbussen.
Um zum Start zu gelangen werden alle Teilnehmer nämlich morgens mit Bussen zum Hermannsdenkmal gefahren. Zu diesem
Zweck sind über 120 Busse im Einsatz und wir hatten einen der letzten erwischt. Der Start war um 11:15h, wir waren um
10:45h oben, also alles optimal gelaufen. Das Wetter war auch prima, die Sonne schien, die Temperaturen angenhem kühl
und da wir eh viel durch Wald laufen sollten, stellte die Sonne auch kein wirkliches Probelm dar.
Oben am Hermannsdenkmal auf dem Parkplatz fanden wir ein wohl organisiertes Chaos vor. Die Kleiderbeutel wurden dort
oben von fleißigen Helfern auf Wagen gepackt und während des Laufs dann in Richtung Ziel gebracht. In den
Wagen wurden die Kleiderbeutel bis unter die Decke gestapelt. Na ja, "gestapelt" trifft's nicht so ganz, ehr wild bis
unters Dach auf einen Haufen geschmissen und ich dachte schon, ich sehe Handy und Wagenschlüssel nie wieder...
Am Start herrschte eine gelöste Stimmung wie bei einem Volkslauf. Gestartet wurde in 4 Blöcken, um die Strecke zu
entzerren. Zunächst geht es einen kleinen Hügel zur Rückseite des Hermannsdenkmals rauf, kurz vor dem Denkmal bogen wir
rechts in die Wälder ab. Bildlich gesehen geht der Hermannslauf dem lieben Hermann demnach am Ar... vorbei.
Die ersten Kilometer geht es nur bergab. Trotz des gestaffelten Starts war die Strecke rappelvoll. Das konnte ja auch
gar nicht ausbleiben, denn die Waldwege im Teutoburger Wald sind und bleiben gewöhnliche Waldwege und wenn da nun 7.000
Läufer auf einmal durchwollen, wird's einfach eng. Überholmöglichkeiten waren echte Mangelware. Dies war auch nicht
weiter schlimm, da wir ja keine besondere Zeit laufen sondern einfach nur den Lauf und die Strecke genießen
wollten.
Da sich Breite, Bodenbeschaffenheit, Steigung und Gefälle der Strecke ständig änderten, wurde es während des gesamten
Laufs nie wirklich langweilig. Da wir einen Startblock relativ weit hinten erwischt hatten, suchten wir ständig nach
einer Möglichkeit, doch noch an den langsameren Läufern vor uns vorbei zu kommen. Aufgrund der mangelnden
Überholmöglichkeiten wurde das mancherorts eine ganz schöne Geduldsprobe.
Geduld mussten übrigens auch einige Wanderer haben, die wohl beim Anblick der ersten Läufer gedacht haben mussten "Oh,
guck mal, da kommen Jogger, lass uns mal eben Platz machen und beiseite in die Ecke gehen". Und in dieser Ecke konnten
die Wandere dann stehen bleiben, bis alle 7.000 Läufer durch waren.
Nachdem die ersten vier Bergabkilometer (-200m Höhe) gemeistert waren, kam die erste große Steigung zum Sattel zwischen
dem Gr.Ehberg und Allhornberg (+120m). An dieser ersten Steiung sind ca. 80% der Läufer hochgejoggt, der Rest ist
gegangen. An der ersten Verpflegungsstelle hinter dem Hügel war dann ein leichtes Chaos, da die Becher alle waren. Gut,
dann tranken wir halt direkt aus den - zum Glück noch reichlich vorhandenen - Sprudelflaschen und gaben diese
dann an den nächsten Läufer weiter.
Bei km 9 erreichten wir dann den Rand eines Truppenübungsplatzes und bogen auf eine irre breite Panzerstraße ab.
Zunächst dachte ich, dass sich hier Hund und Katze ja eigentlich gute Nacht sagen müssten. Aber dem war gar nicht so,
nach einigen hundert metern standen immer mehr Zuschauer an der Strecke, dort standen Bier- und Würstchenbuden herum
und es herrschte eine regelrechte Volksfestatmosphäre. Und die sind alle nur gekommen und einen beim nächsten Anstieg
sterben zu sehen. Für die nächsten 7 km ging es nämlich nur noch rauf auf den Tönsberg, bei km 15 sogar richtig steil.
Diesmal sind nur noch 20% der Läufer hochgejoggt. Oben auf dem Tönsberg war dann "Bergfest" und es ging mal wieder
runter - wie schon gesagt, langweilig wurde das nie.
Nach einigen wenigen Kilometern sind wir dann durch das schöne Örtchen Oerlinghausen gelaufen, wo ebenfalls eine
Atmosphäre wie bei einem Volksfest herrschte. Da war aber auch wirklich alles auf den Beinen. Insgesamt war das
Drumherum an der Strecke einfach fantastisch. Neben den offiziellen Verpflegungsstellen gab es diverse Privatleute an
der Strecke, die die Läufer mit dem Nötigsten versorgten, wie z.B. mit Bergen von Keksen oder Schokolade. Einige
Streckenanrainer stellten Plastikwannen mit Wasser zur Erfrischung auf.
Eine weitere Besonderheit des Hermannslaufs sind zwei Abschnitte mit Treppen. Genau, richtig gelesen: Treppen! In
Lämershagen sind die Treppen sogar so eng, dass man da gerade mit zwei Mann nebeneinander hoch kommt. Dementsprechend
voll war es dort dann auch und wir konnten erstmal warten und es ging nur im Schneckentempo. Nach den Treppen ging es
natürlich wieder weiter bergauf auf einen Kammweg. Rechts und links konnten wir ins Tal gucken, das Panorama war
einfach herrlich.
Die letzten vier km geht es dann nur noch bergab Richtung Sparrenburg mitten in Bielefeld. Obwohl eine Bergabstrecke
doch alles andere als anstrengend ist, so sah ich doch hier die ersten Ausfälle an der Strecke. Nummer eins lag bereits
auf einer Rot-Kreuz-Liege und konnte schon wieder lächeln. Nummer zwei bekam hinter mir einen Krampf im Bein und hat
dieses Ereignis auch für alle deutlich vernehmbar kund getan. So ein Krampf ist kein Spaß, manchmal so, als hätte
jemand einem ein Messer ins Bein gesteckt. Aber wie stand es noch so schön auf einem T-Shirt eines Läufers: "Helden
sterben nicht im Bett".
Und ehe ich mich versah, kam auch schon der Zieleinlauf. Die Zeit ist vergangen wie im Flug - wie schon mehrfach
gesagt, langweilig wird die Strecke nie. Der Zieleinlauf selber hatte schon Marathonformat, soviel war da los. Wohl
auch angelockt durch das Traumwetter standen die Zuschauer annähernd auf dem letzten Kilometer schon Spalier, auf den
letzten huntert Metern dann in Dreierreihen. Ein gelungener Abschluss für einen sehr schönen Lauf.
Im Ziel lagen dann die Kleiderbeutel fein sortiert auf der Wiese, ein netter Helfer gab mir den meinen mit der
Thermoskanne Klare Brühe drin (die holt einen ins Leben zurück). Dann noch fix geduscht und die Welt war
in Ordnung.
Insgesamt kann ich jedem diesen Lauf nur empfehlen. Mit 31,1km ist der Lauf auch gerade so lang, dass man ihn mittem im
Training laufen kann. Man macht sich halt nicht so kaputt, wie bei einem Marathon. Die Organisation ist ganz große
klasse, die Strecke ebenfalls, es ist halt ein Lauf, "der passt".
Ach so, und - ja - Bielefeld gibt es wirklich! Oder bin ich jetzt Teil der Verschwörung?