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Laufbericht vom Köln-Marathon 2006

 

Warum tun wir uns das eigentlich immer wieder an?

Am 08. Oktober 2006 war es mal wieder soweit: neben 25.133 anderen Sportlern waren auch Muggel und meiner einer dem Ruf des 10. Ford Köln Marathons gefolgt, um auf 42,195km an diversen Kölner Kneipen vorbei zu laufen und letztendlich wieder da anzukommen, wo wir (mehr oder weniger) vier Stunden vorher losgelaufen waren.

Man kann nun die Frage stellen, warum man sich so etwas überhaupt immer wieder antut. Die Antwort "weil man es kann" kann man lediglich für den ersten Marathon gelten lassen - einmal im Ziel angekommen, weiß man schließlich, dass man es kann und kann eigentlich damit aufhören.

Aber die Frage war ja, warum man es sich immer wieder antut. Diese Frage ging Muggel und mir auch am Abend vor dem Lauf durch den Kopf. Immerhin sind die vor uns liegenden 42,195km ungefähr die Strecke zwischen Köln und Düsseldorf und dafür nimmt man in der Regel gerne das Auto. Man fragt sich schon, ob man nicht ein wenig bekloppt ist.

Die beste Antwort auf diese Frage bekommt man, wenn man einen solchen Lauf selber mitgemacht hat, das richtige Training natürlich vorausgesetzt. Bereits auf dem Weg zum Start macht sich langsam die Vorfreude breit, man trifft die ersten Mitläufer in der Straßenbahn und einem wird bewusst, dass man zumindest nicht der einzige Bekloppte an diesem Tag ist.

Nachdem man den Kleiderbeutel abgegeben hat macht man sich mit einigen Tausend Läufern auf den Weg zu den Startblöcken. Bereits dort erlebt man diese einzigartige Atmosphäre der Veranstaltung. Der Mix aus dieser Menschenmasse, lauter Musik, gespannter Erwartung auf den Startschuss, dem nötigen Respekt vor der Strecke und was-weiss-ich-nicht-alles lässt einem das Adrenalin in die Adern schießen. Man freut sich auf einmal richtig auf den Lauf und denkt sich, dass man so bekloppt doch gar nicht sein kann.

Wichtig für einen guten Lauf ist natürlich auch die Atmosphäre an der Strecke, und die war in der Frohsinn-verseuchten Karnevalshochburg am Rhein erwartungsgemäß gigantisch. An der Strecke drängten sich bereits unmittelbar nach dem Start die Zuschauer und gaben einem richtig Pfeffer. Neben den gefühlten mehreren Tausend rechts und links der Strecke hatten sich auch meine Eltern inklusiver mehrerer Freunde unter die Zuschauer gemischt, um "ihre Jungs" durch die notwendige (Zwischen-) Verpflegung zur rechten Zeit, lautes Gebrüll und gekonnte Laola-Wellen Richtung Ziel zu treiben. Auch diese Combo hat dabei einige Kilometer per Pedes zurückgelegt, und es somit fertig gebracht, uns Läufer an sechs verschiedenen Stellen zu erwischen. Ein dicker Dank auch an Stefan (Lolli), der bei km 28 im "Tal der Tränen" stand und dort für den notwendigen Aufbau gesorgt hat.

Es ist schwer in Worte zu fassen, was in einem vorgeht, wenn man durch ein enges Spalier von Zuschauern rennt oder seine Freunde an der Strecke trifft. Es ist jedes Mal wie Weihnachten und Ostern an einem Tag. Jürgen Klinsmann würde das ungefähr so ausdrücken: "Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann".

Im Ziel angekommen ist man überglücklich, fix und alle, stolz, alles tut weh und man ist natürlich der Meinung, dass man alles andere als bekloppt ist.

Vielleicht aber ein bisschen süchtig...