Laufbericht vom Ruhrmarathon 2005
"Der Karstadt-Ruhr-Marathon" oder auch "wie schnell sich die Bedeutung eines Spruches ändert"
Diesen Lauf lief ich diesmal mit meinem alten Herren sowie den Studienkollegen und Freunden Muggel, Wallis,
Susi und Dephy.
Noch vor einiger Zeit, genau gesagt vor dem 17. April 2005 verstand man unter "den Muggel machen" ein laut
vernehmbares Herumgenöle, dass man doch heute beim Joggen mal wieder viel zu schnell sei. Unschwer hat das
mit den häufigen Beschwerden meines lieben Freundes Stefan, genannt "Muggel" im Rahmen der
wöchentlichen Laufrunden über die eben erfolgte Tempoverschärfung am Berg zu tun gehabt. Wieso
wir nun heute etwas völlig anderes darunter verstehen und was wir nun darunter verstehen ist eine lange
Geschichte.
Und die geht so:
Nach dem Berlin-Marathon 2004 war klar, dass ich ja mit Papa noch eine Rechnung offen hatte und somit den
nächsten Marathon mit ihm zusammen laufen wollte. Was lag da näher, als den Karstadt-Ruhr-Marathon zu
wählen, da dieser Lauf schließlich durchs schöne Bottrop (meiner Heimatstadt) führen wird.
Allein die Tatsache, dass ich beim ersten Stammtisch in Aachen nach dem Berlin-Marathon noch eigenständig
und ohne Gehilfen die Treppen zum Tresen herauflaufen konnte, ermutigte meine Studienkollegen Sebastian (Dephy),
Stefan (Muggel), Manuel (Susi) und Christoph (Wallis), sich ebenfalls für dieses Unternehmen anzumelden.
Die Vorbereitung in Aachen lief recht ordentlich, irgendwann befanden wir uns mit dem Training natürlich
mitten in der Klausurphase. Bedingt durch eine fürs Studium sinnvollere Prioritätensetzung schwankte
die Teilnehmerzahl bei den Trainingsläufen, was auch einen unterschiedlichen Fitnessgrad zur Folge hatte.
Dieser wurde insbesondere an Steigungen deutlich, was oben genannten Spruch zur Folge hatte.
Irgendwann war dann der unvermeidliche Tag gekommen. Da es sich bei dem Karstadt-Ruhr-Marathon um einen
"Twin-Marathon" handelt, gab es zwei Starts: einen in Dortmund und einen in Oberhausen. Ziel für beide
Läufe ist Essen; beide Strecken kommen irgendwo in Gelsenkirchen zusammen. Da wir in Oberhausen starteten bot sich natürlich als Basislager das elterliche Domizil in Bottrop zum
Start an.
Am Start in Oberhausen war es trotz der geschätzten 8.000 Läufer recht übersichtlich, Susi fand sogar seine Eltern in dem
Gewühl. Der Startschuss erfolgte recht pünktlich und es ging los - erstmal bergauf. Wer bis dahin geglaubt hatte, das
Ruhrgebiet wäre eine recht flache Gegend, wurde auf den nächsten 42.195km eines besseren belehrt.
Erstmal ging's über einen kleinen Hügel hinein nach Bottrop. Am Ende von Bottrop trennte sich dann so langsam die Spreu vom
Weizen. Dephy und Susi zogen im Gespräch vertieft ein wenig an während mein alter Herr sich ein wenig fallen ließ. Man
sah sie noch ein Weilchen, irgendwann waren sie dann weg.
Nach Bottrop ging's rauf nach Gladbeck. Auch wenn in den Stadtzentren jeweils die Hölle los war, fand diesmal Wallis im Gewühl
von Gladbeck seine Eltern. Weiter ging's von Gladbeck nach Buer. Irgendwo auf dieser Strecke zog dann Muggel an, kurze Zeit später
war auch er weg.
Von Buer ging es an der Arena auf Schalke hinunter nach Gelsenkirchen durch eine recht trostlose und menschenleere 10km lange Gasse.
Schön ist anders. Leben in die Bude kam erst wieder auf Höhe der alten Glückaufkampfbahn (irgendwo mussten die
Schalke-Fans ja sein). Kurz danach kam dann auch schon der "Come together point", wo man auf die Läufer aus Dortmund trifft. Die
Anwesenheit von einigen Samba-Mädels machte das Weiterlaufen nicht unbedingt leicht.
Hier irgendwo (bei km 31.0) bekamen wir dann auch den freundlichen Rat eines Zuschauers für den weiteren Verlauf der Strecke: "jetzt
noch den Hügel da vorne und dann noch einen, und dann habt ihr es geschafft."
Ja nee - is klar! Der eine "Hügel da vorne" war dann auch schnell bewältigt, der zweite Hügel begann dann bei km 32 und
endete bei km 41.0. Ganz großes Tennis! Nach jeder Kurve konnte man dann die nächste Steigung sehen. Für diejenigen, die
sich in der Gegend auskannten, war das auch nicht angenehmer.
5 km vor dem Ziel musste dann auch meiner einer die Fühlung abreißen lassen. Muggel hingegen lief vor der letzten
Getränkestation auf Susi und Dephy auf und war spätestens ab da auch nicht mehr aufzuhalten.
So geschah das, womit keiner von uns gerechnet hatte: eh wir uns versahen war gerade Muggel - der uns ja nur deshalb ab und an beim
Laufen gebremst hat, damit keiner von uns zu früh kaputt geht und wir noch Heile zu Hause ankommen - als erster von uns durchs Ziel
gehuscht. Seit diesem denkwürdigen Tag verstehen wir unter "dem Muggel machen" nun, spät - aber nicht zu spät, also quasi
genau passend - mit der Vorbereitung auf ein Ereignis anzufangen, und dann alle hinter sich zu lassen.
Im Ziel in Essen gab es dann reichlich alkoholfreies Erdinger und klare Brühe (beides sehr lecker nach so einem Lauf) sowie die
verdienten Finisher-Shirts. Wieder in Bottrop angekommen musste der eine oder andere nochmals alle Viere von sich strecken, war jedoch
spätestens zum Abendessen wieder auf den Beinen.
Als nächster Marathon ist Hamburg geplant (24. April 2006). Schaun mer mal